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Was hat Musik mit Planeten zu tun?

Was hat Musik mit Planeten zu tun?

Prof. Dr. Hartwig Frankenberg
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

Wer des Nachts – besorgt, beglückt oder gerockt – von Oberkassel aus über die einst so genial verschobene Rheinbrücke in Richtung Stadtmitte geht oder fährt, dem fällt als wohltemperiert intonierte oder reine Musik- und Menschenseele am Ende der Brücke, gleich linkerhand, ein helles Licht auf. Nein, das ist jetzt nicht der Leuchtturm Roter Sand in der fernen Außenweser! Es ist auch nicht der verheißende Stern von Bethlehem, der leider schon lange verloschen ist – auch wenn er nun saisonal überaus kompatibel wäre. Es ist – schau‘ doch mal – die goldene Sternenkugel ganz hoch oben auf der Kuppel der Düsseldorfer Tonhalle, welche den launigen Overnight-Passanten geduldig heimleuchtet. Auf kosmische Art und Weise erglüht so ein ewiger Stern als Fixpunkt Nacht für Nacht am Düsseldorfer Himmel – bis zum geschäftigen Tagesbeginn im Morgengrauen!

Mit diesem wunderschönen Symbol erinnert das heutige Konzerthaus Tonhalle Düsseldorf auch tagsüber an den ursprünglichen – „Rheinhalle“ genannten – Mehrzweckbau von Wilhelm Kreis (1926), der damals meist als Planetarium genutzt wurde. Es sind jedoch nicht nur stellar-kosmische Erinnerungen wie die Planeten Mars und Jupiter oder Venus und Saturn, die als Skulpturenpaare noch heute an der Freitreppe zum Ehrenhof stehen – oder etwa die goldfarbene Statue der Pallas Athene als Beschützerin von Wissenschaft und Kunst an der Auffahrt zur Oberkasseler Brücke.

Der planetarische Gedanke von sich ständig bewegenden, leuchtenden und im Mega-Team agierenden Himmelskörpern wurde als Sprachbild (Metapher) schließlich sogar zum Gesamtprogramm des großen Konzerthauses erhoben, bald nachdem Michael Becker 2007 zum Intendanten unserer Tonhalle berufen wurde (Interview hier)! Die auch „Planetarium der Musik“ genannte Konzerthalle betreibt und versteht ihr Veranstaltungs-Konzept ebenso mittels der Innenarchitektur – etwa, wenn man im 1. Parkett sitzt, von unten nach oben an die Decke schaut und dort das „Integration“ genannte Hohlspiegelobjekt von Adolf Luther als stellares Pendant zur äußeren Sternenkugel erblickt. Die ausstrahlenden Sternenarme erhalten wie Blitzableiter ihre nötige Bodenhaftung, indem sie rundum nach unten zum Fundament hinabstürzen, um so die besondere Konstruktion der Tonhalle auch in ihrem Innenraum sichtbar nachzuzeichnen.

Mit seinem Sternen-Programm „Tonhalle 0 bis 100“ entwi­ckelte Becker eine einzigartige Programmstruktur, mit der die Tonhalle Düsseldorf – als erstes Konzerthaus in Deutschland – Musik für jede Altersgruppe anbietet! Mit einer Auslastung von 95% ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. Noch vor der neuen Spielzeit 2018/19 konnte Michael Becker zufrieden feststellen: „Das Ergebnis der abgelaufenen Saison ist Ausdruck einer sich immer mehr erfüllenden, partnerschaftlichen Zusam­menarbeit aller Beteiligten.“ Zu den Beteiligten gehören gewiss auch die vielen Konzertbesucher aus nah und fern, die bei Wind und Wetter, Blitz und Donner, Sonne, Mond und Sternen, bei Schneegestöber oder lauer Luft gerne in die Tonhalle kommen – wie sie dort am Rhein liegt, wie eine behütende Mütze und irgendwie an ein Muttertier erinnert: „schön, rund und jung“ (Michael Becker).

Herzliche Grüße –
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

EditorialFoto: Georg Lauer

Titelgrafik: Michel Schier, Düsseldorf

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