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(01/02 2020)

Düsseldorfer Chöre folgen ihrem musikalischen Bildungsauftrag und zeigen viel künstlerische Vitalität!

Düsseldorfer Chöre folgen ihrem musikalischen Bildungsauftrag und zeigen viel künstlerische Vitalität!

Prof. Dr. Hartwig Frankenberg
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

Ein schöner Zufall: Im Düsseldorfer Konzert- und Musikleben häufen sich in letzter Zeit die Jubiläen von Chören, was 2018 mit dem 200. Geburtstag des Städtischen Musikvereins (www.musikverein-duesseldorf.de) begann. Unsere Leser werden sich sicher an das facettenreiche Interview in der Musikbibliothek (Konzertkalender-Ausgabe 03+04-18) mit dem Vorsitzenden Manfred Hill erinnern. Jetzt – 2019 – konnten gleich zwei Vereine mit runden Jahreszahlen aufwarten:

So zelebrierte der Chorverband Düsseldorf (www.chorverband-duesseldorf.de) das ganze Jahr über mit mehreren Festveranstaltungen und Konzerten sein 100-jähriges Bestehen. Ein entsprechendes Interview mit der Vorsitzenden Christel Paschke-Sander fand am 30. Juli in der Musikbibliothek (Konzertkalender-Ausgabe 09+10-19) statt. Dabei werden die Besucher bestimmt auch noch gerne an die schwungvolle Begleitung durch „Die Hammoniker“ aus Düsseldorf-Hamm denken.

Gleich ein Doppeljubiläum feierte der Clara-Schumann-Kammerchor (www.clara-schumann-kammerchor.de), indem er am 15. Juni einen ganzen Tag unter das Motto stellte „Ein Tag mit Clara: 200 Jahre Clara Schumann“. Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm beging man nicht nur den runden Geburtstag der bedeutenden Pianistin, Komponistin und Ehefrau Robert Schumanns, sondern zugleich auch das 40-jährige Bestehen des Kammerchores selbst.

Gewissermaßen als festlichen Ausläufer konnten wir mit der Chorleiterin Constanze Pitz – sie dirigiert den Chor sehr erfolgreich seit 2016 – am 26. November ebenfalls ein Gespräch in der Musikbibliothek führen, das wir in der vorliegenden Ausgabe (Interview) abgedruckt haben. Shera Kielgas, Sängerin und Mitglied seit Gründung des Chores, nahm unterstützend teil, um u.a. auf die Bedeutung der Chorgeschichte aufmerksam zu machen. Selbstverständlich trat an diesem Abend der Clara-Schumann-Kammerchor zur musikalischen Umrahmung auf und erfreute das Publikum mit besonderen A-cappella-Beiträgen.

Im Vorblick auf das kommende Jahr 2020 wollen wir nun auch schon auf das 150-jährige Bestehen das Bachvereins Düsseldorf (www.bachverein-duesseldorf.de) aufmerksam machen. Dieses Jubiläum wird ebenso mit mehreren Veranstaltungen und Konzerten gefeiert: So sei schon jetzt auf das öffentliche Interview in der Musikbibliothek mit dem Künstlerischen Leiter Thorsten Pech am 28.01.2020 hingewiesen.

Ganz bewusst haben wir als Bildrätsel für die Titelseite der vorliegenden Ausgabe des Konzertkalenders einen Porträt-Ausschnitt von Clara Schumann gewählt. Er zeigt sie noch als Clara Wieck im Alter von achtzehn Jahren als „Kaiserlich-Königliche Kammervirtuosin“ in einer Lithografie nach Andreas Staub, Wien 1838. Das Motiv fand ebenfalls Verwendung auf dem 100-DM-Schein von 1997. Clara Schumann stand lange Zeit im Schatten ihres Mannes Robert. Ihre bedeutenden musikalisch-künstlerischen Talente, ihre umfassende Sozialkompetenz nicht nur als (meist alleinerziehende) Mutter und Musikpädagogin, sondern auch als überaus erfolgreiche Pianistin, Konzert-Managerin und Geschäftsfrau wurden über Jahrzehnte hinweg kaum wahrgenommen.

Zurück zu den Chören: Ihre auffällig zahlreichen Gründungen im 19. Jahrhundert standen ganz im Zeichen und unter der Fernwirkung der Französischen Revolution. Demnach übernahm das Bürgertum nicht nur die politischen Geschicke, sondern ebenso auch die kulturelle Hoheit. Die Gründung von Chören als kommunale Einrichtungen (noch weit vor Orchestern) sowie die damit verbundenen Proben und Konzerte waren somit damals beliebte Organisationsformen gesellschaftlichen Lebens, gesellschaftlicher Bildung und gesellschaftlicher Werte. Denn „erst mit Hilfe der Kultur gelang es dem Bürger, seine Identität zu finden und sich eine bürgerliche Lebensweise anzueignen.“ (Nina Sträter). Und heute?

Clara Schumann wollte und konnte – auch nachdem sie das Rheinland verlassen und als gefeierte Pianistin europaweit Karriere gemacht hatte – die ihr wichtig erscheinenden Kontakte zu Freunden und Bekannten in Düsseldorf weiter pflegen. Es wird berichtet, sie habe sich sogar an Gründung und Mitwirkung im Bachverein 1870 beteiligen können. Dies ist gewiss kein Zufall!

Mit allen guten Wünschen für das neue Jahr!

Herzliche Grüße –
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

Editorial

Titelgrafik: Michel Schier, Düsseldorf